Kohleverstromung

Wenn man über den Puffertellerrand hinausschaut, wird schnell deutlich, dass bei dem Thema "Kohleverstromung" die Eisenbahn nur ein kleiner Teil eines großen "Systems"  ist. Im Rheinischen Braunkohlerevier zwischen Köln, Düren, Erkelenz und Mönchengladbach wird seit Ende des 19ten Jahrhunderts Braunkohle durch die heutige RWE Power AG bzw. ihrer Vorgängergesellschaften abgebaut. Alles was in dieser Region mit dem Braunkohleabbau zutun hat, hat gewaltige (Aus-)Maße sowie gravierende Auswirkungen auf Umwelt, Klima, Landschaft und die dort lebenden Menschen. In diesem Gesamtprozess obliegt der Eisenbahn "lediglich"  der Transport der Braunkohle von den Tagebauen zu den stromerzeugenden Kraftwerken.

 

Im Gegensatz zur Steinkohle liegen Braunkohlevorkommen in geringer Tiefe unter der Erdoberfläche. Der Abbau erfolgt nach Beseitigung der nicht benötigten Erdschichten in offenen Gruben (=Tagebau). Dies erfordert oftmals auch die Umsiedlung ganzer Ortschaften in entsprechende Neubaugebiete bevor der Abbau erfolgen kann. Im Rheinischen Braunkohlerevier existieren, Stand 2021, drei Tagebaugebiete von den nachfolgend aufgeführten verfügen zwei über  Bahnstrecken, die mit ingesamt vier Kraftwerken sowie einer Brikettfabrik verbunden sind:

 

-Tagebau Garzweiler

Der Ursprung dieses Tagebaugebietes liegt bereits im Jahr 1940. Durch den Zusammenschluss von mehreren kleineren Abbaugebieten und einer Erweiterung in nordwestlicher Richtung entstand das 31 Quadratkilometer (Stand 2020) große und bis zu 250m tiefe Abbaugebiet. Dieses ist über die ca. 31,5 km lange, zweigleisige Nord-Süd-Bahn mit verschiedenen Kraftwerken und einer Brikettfabrik verbunden.      

 

- Tagebau Hambach

Der 1978 eröffnete Tagebau umfasst (Stand 2020) ein Fläche von 85 Quadaratkilometern und hat eine Tiefe von ca. 470m. Die mit dem Tagebau verbundene,ca. 21km lange und ebenfalls zweigleisige, Hambachbahn mündet bei Auenheim in die Nord-Süd-Bahn.

 

Der Abbau der bis zu 70m hohen Braunkohlenflöze erfolgt durch Schaufelradbagger, die bis zu 225m lang und 96m hoch sind. Die Schaufelräder der größten Bagger verfügen über 18 einzelne Schaufeln mit einem Fassungsvermögen von jeweils 6,6 Kubikmetern.

 

Der Transport der Braunkohle zu den Kraftwerken erfolgt über die o.g. Bahnstrecken. Die dort eingesetzten Lokomotiven und Waggons wurden eigens für diese Zwecke entwickelt und sind trotz gleicher Spurweite aufgrund des abweichenden Stromsystems von 50 Hertz und 6,6 KV nicht im öffentlichen Schienennetz einsetzbar. Darüberhinaus überschreiten Achslast und Lichtraumprofil deutlich die üblich geltenden Maße. 

 

Die Kraftwerke Frimmersdorf, Neurath, Niederaußem und Goldenberg können ebenfalls mit einigen Superlativen aufwarten. Das Kraftwerk Neurath ist mit  4.400 Megawatt das leistungsstärkste Kraftwerk in Deutschland, Der 200m hohe Kühlturm des Kraftwerkes Niederaußem ist der zweithöchster der Welt. Mit einem Ausstoß von 32,2 Mio. (Neurath) und 25,9 Mio. Tonnen (Niederaußem) Co2 gehören die beiden Kraftwerke zu den größten Emissionsproduzenten ihrer Art in Europa. 

 

Auch wenn für das Jahr 2038 der entgültige Ausstieg aus der Braunkohleförderung geplant ist, werden die Tagebaue und Kraftwerke in dieser Region noch lange Zeit das dortige Landschaftbild prägen. Grund genug den Blick einmal über den Bahndamm hinaus schweifen zu lassen. 

 

Die nachfolgenden Bilder sollen einen Überblick beginnend mit den Vorarbeiten zum Kohlebau bis hin zur Stromerzeugung wie auch einen Eindruck vom Bahnbetrieb auf den "Kohlebahnen" im Rheinischen Braunkohlerevier vermitteln. 

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