"Class"isch im Westen

Am 11.11. eines jeden Jahres wird im Rheinland der Beginn der fünften Jahreszeit (landläufig auch als Karneval bezeichnet) gefeiert. Am 11.11.1999 begann im Rheinland, genauer gesagt im Bahnbetriebswerk Brühl Vochem der damaligen Häfen und Güterverkehr Köln AG (kurz HGK), mit der Übergabe der ersten Lokomotive der Bauart Class 66 (offizelle Herstellerbezeichnung JT42CWR) durch die General Motors Electro-Motive Division (kurz EMD) aus eisenbahntechnischer Sicht eine neue Arä. Ziel dieser beiden Gesellschaften war es, diese dieselelektrische Lokomotive im wachsenden Markt des grenzüberschreitenden europäischen Güterfernverkehr zu etablieren. Zu diesem Zweck beschaffte die HGK aus Kanada zunächst zwei Exemplare und setzte diese unter den Betriebsnummern 9901 (später DE62) und 9902 (später DE61) in ganz Deutschland sowie in den Niederlanden ein.

Was aber ist an der "Class 66" so besonders? Die Maße des Lokkasten sind an das britische Lichtraumprofil angepasst; somit ist die 21,4m lange Lokomotive deutlich niedriger als die auf dem europäischen Festland bislang eingesetzten Lokomotiven. Zu dem besitzt die "Class 66" zwei dreiachsige Drehgestelle, bei denen die mittlere Achse radial verschiebbar ist, Dadurch können auch kleine Gleisradien gut befahren werden. Ein 12-Zylinderdieselmotor mit 2462kW Leistung treibt 6 elektrische Fahrmotoren an; die Anfahrzugkraft beträgt 400 kN und Höchstgeschwindigkeit 120km/h. Damit zählte die "Class 66" seiner Zeit zu den stärksten Diesellokomotiven im deutschen Schienennetz. Aufgrund strengerer europäischer Abgasnormen brachte EMD im Jahr 2009 als Nachfolger die Bauart "Class 77" (offizelle Herstellerbezeichnung JT42CWRM) auf den Markt. Neben verbesserten Abgaswerten erhielten die Führerstände eine stärkere Schallisolierung und eine Klimaanlage. Diese ist auf dem Dach der Führerstände montiert, so dass dadurch die britsche Fahrzeugbegrenzungslinie überschritten wird. Ein weiteres optisches Unterscheidungsmerkmal ist eine dritte Tür zum Motorraum auf einer der beiden Fahrzeugseiten.

Ab 2002 konnten "Class 66" vermehrt in NRW im internationalen Güterverkehr beobachtet werden. ERS Railways B.V. setzte die Loks mehrmals in der Woche vor Containerzügen aus den Niederlanden nach Italien und Deutschland ein; Crossrail Benelux NV mit Containerzügen von Belgien in die Schweiz und nach Deutschland. HGK nutzte die Lokomotiven neben dem lokalen Einsatz im Großraum Köln auch im internationalen Verkehr für Containerzüge in die Niederlande und Braunkohlenstaubzüge in die Schweiz. Darüber hinaus waren "Class 66" auch für RTB Cargo GmbH und Rail4chem Eisenbahnverkehrsgesellschaft mbH mit diversen Güterzugleistungen unterwegs. Die eingesetzten Lokomotiven wurden i.d.R. von den jeweiligen EVU bei verschiedenen Leasinggesellschaften angemietet. Aufgrund eines verstärkten Umweltbewusstseins (warum mit Dieselloks unter Fahrdraht "quer" durch Europa fahren?) wurde ab ca.2010 ein Großteil der internationalen Leistungen auf mehrsystemfähige E-Loks umgestellt.  Nach der Übernahme von Euro Cargo Rail SAS durch DB Cargo im Jahr 2007 wurden die von dieser Gesellschaft bislang in Frankreich eingesetzten "Class 77" ab ca 2010 auch im BW Oberhausen Osterfeld beheimatet und werden bis heute im Ruhrgebiet sowie im Lahntal und Westerwald eingesetzt. Nach dem die HGK im Jahr 2012 in die Rhein Cargo GmbH & Co.KG (RHC) übergegangen ist, werden auch dort noch "Class 66" eingesetzt. Nach durchlaufener Hauptuntersuchung haben diese Lokomotiven ihr ursprünglich rotes gegen ein silbergraues "Farbkleid" getauscht. In diesem Farbkleid sind die Lokomotiven im Großraum Köln noch täglich im Einsatz. Darüberhinaus verkehrt Railtraxx B.V derzeit zweimal die Woche mit Container- und Stahlwagen von Antwerpen nach Andernach. Weitere Einsätze von "Class 66" sind eher spontane Sonderleistungen.

 

Die nachfolgenden Bilder zeigen die beiden Bauarten ab 2011 in einigen ihrer Einsatzgebiete hier bei uns im "Westen" .

 

Stand August 2024

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